Starke Eltern - Starke Kinder®

Das kluge Kind: "Kannst du einen Stern anrühren?",
fragt man es. "Ja", sagt es, neigt sich
und berührt die Erde.

(Hugo von Hofmannsthal)
"Kinder sind keine Fässer, die gefüllt,
sondern Feuer, die entfacht werden wollen."

(Francois Rabelais/1484/93-1553/
Mönch, Priester, Arzt, Schriftsteller)

Starke Eltern – Starke Kinder®Mehr Freude mit Kindern
 

Starke Eltern - Starke Kinder® ist ein langjährig bewährtes Erziehungskonzept des Deutschen Kinderschutzbundes. Paula Honkanen-Schoberth brachte die Idee der gewaltfreien Erziehung aus ihrer finnischen Heimat nach Deutschland mit und setzte bereits 1985 erste Kurse im Aachener Ortsverband um. Seit über 20 Jahren wird der Kurs nunmehr flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik angeboten. Eine Aktualisierung hat er in 2012 erfahren.
Starke Eltern – Starke Kinder® bedient sich des fünfstufigen Anleitenden Erziehungsmodells. Systemtheoretische Ansätze (hier: Familie inkl. ihrer jeweiligen Subsysteme und deren Einflüsse zu betrachten) finden ebenso Berücksichtigung wie der Kommunikationstheoretische Ansatz von Paul Watzlawick. Ebenfalls wurden Inhalte unterschiedlicher familientherapeutischer Schulen (S. Minuchin, de Shazer, T. Rönkä) in das Kurskonzept eingeflochten und bilden wie auch Elemente der Individualpsychologie Alfred Adlers, verhaltens- und gesprächstherapeutischer Ansätze C. Rogers sowie Ideen von Thomas Gordon (Familienkonferenz) einen fundierten theoretischen Hintergrund.
Wissenschaftliche Begleitstudien konnten die positive Wirkung von Starke Eltern - Starke Kinder® sowohl auf die Eltern - die sich bei auftauchenden Konflikten zunehmend sicherer fühlen - als auch deren Kinder - die ihre Eltern als wesentlich weniger gestresst wahrnehmen - belegen. (Sigrid Tschöpe-Scheffler, 2003, „Elternkurse auf dem Prüfstand“ Opladen: Leske und Budrich) (Wulf Rauer, 2009, „Elternkurs Starke Eltern – Starke Kinder®: Wirkungsanalysen bei Eltern und Kindern in Verknüpfung mit Prozessanalysen in den Kursen – eine bundesweite Studie“, Würzburg: Ergon Verlag)

Inhalt/Rahmen:


Inhalt:
 Zunächst geht es darum, sich eigene Wertvorstellungen bewusst zu machen. Dies ist deshalb von besonderer Bedeutung, um im individuellen Familienalltag darüber Klarheit zu erhalten, was das Zusammenleben miteinander wesentlich steuert.
Bedürfnisse (sowie die sie begleitenden Gefühle) und Kommunikationsstile zu kennen, bieten die Grundlage für das zentrale Anliegen des Kurses: Als Erziehender/Erziehende seinem Kind so zu begegnen, dass es lernt - sich selbst vertrauend - Konflikte, in gegenseitiger Achtsamkeit und respektvoller Atmosphäre, zu lösen.
Themen wie Grenzsetzung, daraus resultierende Konsequenzen und die Wirkung von Macht runden das Kurskonzept ab.

Rahmen:  Auf Anfrage ist die Vermittlung des Kurskonzepts im Einzelunterricht möglich. Bei Interesse gerne Kontaktaufnahme über die angegebene Email-Adresse.

Mehr Infos zu Kursinhalten sowie zu allgemeinen bzw. weiteren Erziehungsaspekten siehe auch Monika Anslik im Gespräch mit Kirsten Schlüter (Südkurier): "Eltern müssen gut hinhören"

„Eltern müssen gut hinhören“

Monika Anslik im Gespräch mit Kirsten Schlüter vom Südkurier (Bild: Oliver Hanser)

Frau Anslik, was ist gute Erziehung? 
Grundsätzlich ist gute Erziehung eine reflektierte Erziehung, die tagtäglich bewusst wird. Das ist das Schlagwort. Dass man sich beobachtet und guckt, was in der Familie passiert und dass man nicht in seinem Alltag und seinen Vorstellungen festhängt.  

Worauf muss man da achten, was soll man reflektieren? 
Wie man sich selbst zeigt, womit man sich selbst gerade beschäftigt. Manchmal werde ich sauer, wenn mein Kind das Zimmer nicht aufräumt oder irgendetwas passiert, was mich normalerweise nicht nerven würde, wenn ich ganz ausgeglichen bin. Aber in dem Moment, wo ich auch gerade selber an irgendetwas hake, ob es eine Familiengeschichte ist oder an meinem Job hängt, entlädt sich meine Wut am Kind. Dann muss man für sich klar haben, dass das immer wieder passieren kann, dass aber das Kind nur der Auslöser ist und nicht die Ursache. Und das Nächste ist: Wir meinen, wir wüssten, was unsere Kinder uns sagen wollen, wenn wir mit ihnen sprechen. Reflektieren heißt auch genau hinhören, genau gucken. Verstehe ich wirklich, was mein Kind sagen will?

Also ist der richtige Umgang miteinander nicht angeboren, wie man meinen könnte?
Nein. Und Erziehung sowieso nicht. Aber eine natürliche Grundhaltung dem Kind gegenüber ist angeboren: Schutzbedürfnis, Zuneigung und eine gegenseitige Orientierung. Nur die Kopplung zu den Interpretationen, also wie sich mir ein Verhalten, eine Situation darstellt, die ist nicht angeboren. Es ist ja auch unterschiedlich, in welcher Kultur man aufwächst, das mag in Frankreich wieder ein bisschen anders sein als in Skandinavien. Hier in Deutschland machen die Eltern sich zurzeit schon recht viele Gedanken zur Erziehung und vor allem zur richtigen Erziehung.

Sie bieten die Kurse „Starke Eltern – Starke Kinder“ an. Kommen dort Eltern hin, denen schon mal die Hand ausgerutscht ist oder kommen sie aus Interesse?
Beides. Der Kurs läuft mittlerweile schon so lange in Konstanz, dass die Eltern sich untereinander austauschen. Bei den einen ist was in der Familie, das kontinuierlich nervt. Und dann sagen andere: ‚Versuch’ doch mal den Kurs.’ Einige kommen, bei denen gerade nichts anliegt. Aber sie sagen: ‚Ich höre so viel von der Pubertät, das muss ja grauenhaft sein. Am besten gehe ich das gleich an.’

Über welche Themen wird am meisten geredet, was bedrückt die Eltern?
Die Eltern bedrückt Geschwisterstreit, Zu-Bettgeh-Zeiten, also Regeln im Alltag, Tischmanieren. Und wie verhalte ich mich, wenn es Stress auf dem Spielplatz gibt? Hausaufgaben und Schule sind auch ein großes Thema. Der Kurs ist nicht themenspezifisch aufgebaut, sondern die Eltern bringen die Themen mit. Wir bieten ihnen dann das Handwerkszeug an, damit sie mit diesen Situationen besser umgehen können.

Schildern die Eltern ihre Situationen und Sie sagen konkret, so und so könnten Sie sich verhalten?
Nein, gar nicht. Ich habe oftmals nicht „die“ Lösung. Ich halte mich da auch oft erstmal bewusst zurück. Im Kurs und auch in Beratungen gucke ich zuerst, was da konkret los ist. Mit voreiligen Rezepten halte ich mich ganz zurück, zumal die Eltern ja schon viel probiert haben. Was oft hilft, ist die Mischung von Eltern mit älteren und jüngeren Kindern. Dann sagen nämlich die Eltern von sechsjährigen Kindern zu denen mit einem Dreijährigen: ‚Das kenne ich, damals haben wir das so und so gelöst.’ Dieses „kenne ich“ erleichtert sowieso, und dann kommen auch eigene Lösungen. Dann gibt es schon Tipps, aber die Erfahrung zeigt, dass die Eltern schlussendlich ihre eigene, individuelle, Lösung finden.

Was machen Sie für Übungen mit den Eltern? 
Eine ganz schwierige Übung ist gleichzeitig ein Ziel des Elternkurses: richtiges Hinhören gegenüber dem Kind. Was war denn genau, wie ist es dazu gekommen? Also sich erstmal die Situation schildern lassen, die das Kind bedrückt hat. Die Eltern sollen W-Fragen stellen. Nicht warum, aber was war. Ein Beispiel: Da kommt das Kind mit einem Problem aus dem Kindergarten und sagt: ‚Die Marie war heute so blöd zu mir, die hat mich voll gehauen.’ Was machen Eltern aus der Angst heraus, dass ihr Kind nicht stark genug ist und sich nicht wehren kann? Sie sagen oft: ‚Hau doch der Marie nächstes Mal auch eine rüber und Mensch, wieso freundest du dich nicht mit der Susanne an?’ Sie geben gleich Tipps. Dabei kommt das Kind beim Erzählen vielleicht selbst auf eine Lösung. Oder es ist einfach erleichtert, es erzählt zu haben. An anderer Stelle müssen Eltern aber auch ganz klar die Richtlinien vorgeben, auch mal lauter. Das ist das, was die Eltern vielleicht hauptsächlich lernen sollten im Kurs.

Darf mal die Hand ausrutschen in bestimmten Situationen? 
Sie tut es, würde ich sagen. Ich würde das nicht bewerten wollen. Es ist nachvollziehbar, dass es mal passiert. Und es ist auch nachvollziehbar, dass jemand mal die Kontrolle verliert, dass er irgendwann ausflippt und dann nicht nur die Stimme erhebt, sondern auch mal losschreit. Ich persönlich finde das sogar legitimer als einen Schlag. Aber auch dabei haben viele Eltern ein schlechtes Gewissen. Es geht um verbale Gewalt. Da sind dann die Reflektionen wieder gefragt.

Was waren bei der Erziehung Ihrer eigenen Kinder die größten Herausforderungen? 
Auch dies. Ich bewundere echt immer diese amerikanischen Filme, wo man mit Kindern einen Konflikt hat und dann eine Situation so stehen lassen kann. Die sind im größten Streit, wenden sich ab und gehen. Das ist für mich persönlich die größte Herausforderung, sich da nicht so reinfallen zu lassen, ein bisschen Abstand zu gewinnen. Aber man reagiert ja oft so, wie man es selbst gelernt hat. Deshalb fragen wir im Kurs ganz am Anfang nach den Werten und nach der eigenen Geschichte. Wie bin ich selbst erzogen worden? Was fand ich gut, was fand ich schlecht, was möchte ich gar nicht weitergeben, weil es mich echt gewurmt hat? Das muss man sich natürlich auch ganz genau angucken.

Für Erziehung gibt es ja auch keine mathematische Formel. 
Nein. Ich hatte mal eine Kollegin, die wollte gar nicht Erziehung sagen. Wir sagen oftmals Begleitung. Wir haben einen schönen Spruch von François Rabelais: Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entfacht werden wollen. In unserer Gesellschaft wollen wir oftmals viel in die Kinder reinstopfen, statt den Reichtum herauszuholen und auch von diesem Reichtum zu lernen. Ich lerne auch täglich von meinen Kindern, ganz bestimmt.

Machen sich Eltern heute besonders Gedanken um die Erziehung, weil sie wenig Zeit haben und denken, dass sie in der verbleibenden Zeit alles besonders gut machen müssen? 
Das denke ich auch. Wir hatten gerade eine Themenabend „Mütter heute – super gestresst oder multitalentiert?“ Aus Amerika kommt der Begriff „quality-time“, Qualitätszeit. Das heißt: Mütter sind zwar viel weg, aber die Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringen, nutzen sie richtig aus, machen Ausflüge.

Klappt das? 
Es ist schwer und bedeutet zusätzlichen Druck für die Eltern. Ich weiß auch nicht, ob die Kinder das in dem Moment richtig zu schätzen wissen. Man sollte schon immer in der Gegenwart leben und die Tage nicht zu vollstopfen. Viele haben einen hohen Anspruch an ihre Kinder und wollen, dass sie viel mitbekommen. Aber Kinder spielen oftmals auch ganz gerne nur mit sich und genießen diese freie Zeit, was vielleicht manchmal auch langweilig sein kann. Aber es ist dann doch eine sehr kreative Zeit.

Aber es gibt auch Eltern, die ihre Kinder mit drei Jahren in den Chinesischkurs schicken und sagen, dass es dem Kind Spaß macht.
Das ist Interpretationssache: Macht es meinem Kind wirklich Spaß oder nur deshalb, weil es merkt, dass es den Eltern gefällt? Die Kinder wollen es richtig gut machen und gefallen. Und wenn sie merken, dass die Eltern sehr davon überzeugt sind, dann spüren die das auch. In dem Elternkurs wird vermittelt, dass sich eine aufrichtige Beziehung zwischen Kindern und Eltern entwickeln muss. Damit kann man schon recht früh beginnen. (20.09.2010)

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